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05. 03.

Was man noch sagen darf - Die neue Lust am Tabu

Buchvorstellung von Steve Ayanin in der Villa Leon in Nürnberg

Was darf man heute noch sagen? Eigentlich alles. Dennoch stellen sich viele Menschen genau diese Frage. Sie haben das Gefühl, man könne sich mit bestimmten Redeweisen oder Aussagen schnell den Mund verbrennen, werden für die falschen Ansichten geschasst und diffamiert. Stimmt das? Tatsächlich laden manche den Appell zu gendergerechter, mitmeinender, antistigmatisierender oder respektvoller Sprache moralisch extrem auf. Doch was bewirkt das "Shaming" wirklich? Die Veranstaltung mit Steve Ayanin wird vom Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs (Kortizes) in Kooperation mit der Giordano-Bruno-Stiftung ausgerichtet.

Die erzeugte Scham soll bestimmte Aspekte und Argumente aus der Diskursarena ausschließen, so der Autor. Doch sie bewirkt eher das Gegenteil: Die Folgen sind Trotz und verhärtete Fronten. Letztlich dienen solche moralisierenden Vorhaltungen und das »Shaming« in sozialen Medien also nicht der Sache, sondern der Aufwertung des eigenen Egos. Es ist ein Spiel um Status und Zugehörigkeit. Andere wiederum, vor allem am rechten Rand des politischen Spektrums, reden Tabus bewusst herbei, um sich als Freiheitskämpfer zu inszenieren. Beides geht an der Realität vorbei und vergiftet die Debattenkultur. So entsteht eine Spirale aus Empörung und Tabubrüchen, die uns nicht weiterbringt. Was wir stattdessen brauchen, ist mehr Mut zur gegenseitigen Zumutung, Klarheit im Argumentieren und ein ironisches Verhältnis zum Tabu.

Zum Autor:
Steve Ayan ist Psychologe, Übersetzer und Wissenschaftsjournalist. Er studierte u.a. in Berlin, Düsseldorf und Neapel und arbeitet seit 2003 als Redakteur für die Zeitschrift »Gehirn & Geist« aus dem Verlag Spektrum der Wissenschaft in Heidelberg, wo er derzeit als stellvertretender Redaktionsleiter und Ressortleiter Psychologie fungiert. Ayans thematische Schwerpunkte liegen in der Bewusstseins- und Kognitionsforschung sowie der Moralpsychologie. Er schrieb mehrere psychologische Sachbücher, zuletzt »Ich und andere Irrtümer – Die Psychologie der Selbsterkenntnis« (2019).

Die Buchvorstellung findet in der Reihe des Humanistischen Salons statt. Moderiert wird der Vortrag von Helmut Fink (Klaviermusik: Claus Gebert).