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Überregionale Termine

23. 11.

I, Pastafari: A Flying Spaghetti Monster Story

Dokumentarfilm (OMU)
 und Diskussion mit Niko Alm über religiöse Sonderrechte und Privilegien in Düsseldorf

Der Film I, Pastafari, stellt auf intelligente, humorvolle und provokative Weise religiöse Sonderrechte, Empfindlichkeiten und Privilegien in Frage.
 Er begleitet Aktivist:innen und Mitglieder der "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters" (Kurz: KdFSM), die sogenannten "Pastafari", bei ihrem politischen Kampf gegen diese Sonderrechte. 
Ihre Methode ist einfach: Als Pirat:innen verkleidet oder mit Nudelsieb auf dem Kopf ziehen sie mit ernster Miene vor Gericht, um mit ihrer absurden religiösen Weltanschauung Zugang zu den gleichen Privilegien und gesetzlichen Ausnahmen zu erhalten, die anderen Religionen gewährt werden. Die Richter:innen und letztlich auch das Publikum werden mit der kritischen Frage nach der generellen Seriosität von Religion und dem Sonderstatus von Gläubigen konfrontiert.

*Pastafari erkennen an, dass es überwältigende Beweise dafür gibt, dass das Universum Milliarden von Jahren alt ist; Sie glauben jedoch, dass diese Beweise vom FSM erstellt wurden, um Wissenschaftler:innen zu täuschen. Sie glauben auch, dass die globale Erwärmung durch den Rückgang der Pirat:innenpopulation verursacht wird, da der Zusammenhang zwischen beiden nicht zu leugnen ist. Mit diesen unwiderlegbaren Beweisen in der Hand besteht ihre heilige Mission darin, die Pirat:innenpopulation zu erhöhen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Der erfolgreiche Abschluss dieser Mission gewährt ihnen Zugang zum „Pastafarian Heaven“, wo ein Biervulkan und eine Stripper:innenfabrik auf sie warten. In „Pastafarian Hell“ gibt es auch einen Biervulkan und eine Stripper:innenfabrik, aber das Bier ist abgestanden und die Stripper:innen haben Geschlechtskrankheiten.

Niko Alm, österreichischer Protagonist und Pastafari diskutiert im Anschluss an den Film kenntnisreich mit dem Publikum über Fragen von religiösen Privilegien und zur Trennung von Staat und Religion.

Niko Alm ist österreichischer Medienunternehmer und Gründer des Instituts für Laizität. Er war Herausgeber von VICE (Österreich, Schweiz), Geschäftsführer der Agenturengruppe Super-Fi, Abgeordneter zum Nationalrat (2013-2017) und zuletzt Geschäftsführer der investigativen Rechercheplattform Addendum. Darüber hinaus ist Niko Alm ein engagierter Aktivist für Laizität in zahlreichen Initiativen. 2019 veröffentlichte er sein erstes Buch “Ohne Bekenntnis – Wie mit Religion Politik gemacht wird“. 2011 erlangte er als Pastafari weltweite Bekanntheit, als er mit einem Nudelsieb auf dem Kopf in seinem Führerschein die Diskriminierung von Nicht-Gläubigen adressierte. Alm studierte Philosophie, Publizistik und Kommunikationswissenschaften (Universität Wien).

Regisseur/Produzent Michael Arthur hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft von einer renommierten amerikanischen öffentlichen Universität, der im Keller seiner Mutter verstaubt. Er ist eher ein zufälliger Filmemacher. Im Jahr 2011 belegte Mike während seiner Arbeit in einem Büro irgendwo in Portland Oregon einen Abendkurs im Filmemachen, um einen Ausgleich zur Monotonie des Einzelhandelsgeschäfts zu finden. Der daraus entstandene Dokumentarfilm entwickelte sich von einem YouTube-Kurzfilm zu einem abendfüllenden Spielfilm, der 2013 im nationalen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Diese Erfahrung ruinierte seine Ambitionen, in einem Büro zu arbeiten. Als seine Frau einen Job in Holland bekam, zog er unter der Bedingung mit ihr um, einen weiteren Film machen zu dürfen: I, PASTAFARI: A FLYING SPAGHETTI MONSTER STORY.

Dienstag, 23.11.2021 / 19 Uhr

Stadtmuseum Düsseldorf | Berger Allee 2 | 40213 Düsseldorf
Einlass: ab 18 Uhr
Karten: gbs@aufklaerungsdienst.de und Abendkasse

Eintritt: 10,- / DA!-Mitglieder und ermäßigt 5,-

ACHTUNG: Es gilt die 2G-Regelung:: Besucher:innen müssen geimpft oder genesen sein und die jeweiligen Nachweise vorlegen, Personalausweis nicht vergessen.

Masken müssen nicht am Platz getragen werden.

Mehr über die KdFSM
Die KdFSM ist laut deren Anhänger:innen die am schnellsten wachsende Religion der Welt. Gegründet wurde sie 2006 von Bobby Henderson als Reaktion auf die Entscheidung der US-amerikanischen Schulbehörde, Kreationismus neben Evolution als gleichwertige wissenschaftliche Theorien im landesweiten Naturwissenschaftsunterricht zu unterrichten. 
In einem offenen Brief an die Schulbehörde von Kansas argumentierte Henderson exakt so, wie die bibeltreuen Kreationist:innen es gerne tun: Sein Glaube, ein fliegendes Spaghettimonster habe vor einigen tausend Jahren das Universum erschaffen und sei die einzig wahre Gottheit, sei bislang nicht wissenschaftlich widerlegt worden und müsse demnach gleichberechtigt im Schulunterricht gelehrt werden. Diese als Parodie gemeinte Forderung sollte zeigen, dass religiöse Inhalte im naturwissenschaftlichen Unterricht nichts zu suchen haben, völlig ungeachtet des persönlichen Glaubens.

Bobby Hendersons Aktion hat sich zu einem soziokulturellen Phänomen entwickelt. Weltweit gewinnt die KdFSM kontinuierlich an Sympathisant:innen. 
Etablierten Religionen folgend wurden in den letzten Jahren kirchliche Strukturen und Gemeinden in verschiedenen Ländern aufgebaut und die staatliche Anerkennung als Religions- und Weltanschauungsgemeinschaft angestrebt und teils erlangt.

Eine bestehende Wette des amerikanischen Kreationisten Kent Hovind parodierend, haben einige Aktivist:innen zudem ein enormes Preisgeld ausgelobt: „Wir sind bereit, jedem 250.000 US-Dollar zu zahlen, der empirische Beweise erbringen kann, dass Jesus nicht der Sohn des Fliegenden Spaghettimonsters ist.“
Das Preisgeld wurde inzwischen auf über eine Million Dollar erhöht. Es geht hier darum, das Prinzip der Unmöglichkeit eines solchen Beweises zu unterstreichen: Es ist keine Glaubenslehre der Pastafari, dass Jesus der Sohn des FSM sei.

Die KdFSM in Deutschland
2006 wurde in Templin die deutsche KdFSM als eingetragener Verein gegründet. Später wurde dieser zur Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e. V. 
Die KdFSMD führt seit mehreren Jahren im Bemühen um Anerkennung als Weltanschauungsgemeinschaft verschiedene Gerichtsverfahren auf allen Ebenen bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Sie versteht sich als eine den Religionsgemeinschaften gleichgestellte Weltanschauungsgemeinschaft und sieht sich in der Tradition des evolutionären Humanismus, wie sie von der Giordano-Bruno-Stiftung vertreten wird.
Der Verein hält jeden Freitag um 10 Uhr in Templin eine Nudelmesse. Diese wird an den vier Zufahrtsstraßen Templins auf Hinweisschildern angekündigt. Der Kampf um diese Schilder, die jetzt an Masten der Stadt Templin hängen, machte den Verein überregional bekannt. Der Landesbetrieb Straßenwesen in Brandenburg hatte im Jahr 2014 das Aufstellen der Schilder zunächst genehmigt, diese Genehmigung jedoch auf Druck von Sabine Kunst (SPD), der damaligen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg zurückgezogen. 
Bis 2018 war Rüdiger Weida, aka Bruder Spaghettus, Vorsitzender der KdFSMD, ein weiterer Protagonist des Films.